Interview von Dirk Doeppenbecker mit Roswitha Schreiner für die "LINSE", Ausgabe Februar 2006
email: d.doeppenbecker@t-online.de
Um Formate zu etablieren, muss mehr Geduld her!
- Frau Schreiner, im Januar ist „M.E.T.R.O. – Ein Team auf Leben und Tod“ – produziert unter dem Arbeitstitel „Tropencops“ – im ZDF gestartet. Nach Ihrem Auftritt in der SAT.1-Boulevardkomödie „Ewig rauschen die Gelder“ haben Sie darin Ihre nächste große Rolle. Können Sie mehr über die Reihe und ihre Rolle darin erzählen?
- Roswitha Schreiner : In den „Tropencops“ werden des Deutschen liebstes Kind vermischt, das heißt Krimi und Krankenhaus, was ich schon einmal eine sehr tolle Idee finde und weshalb ich mich auch für dieses Projekt begeistert habe. Ich habe natürlich auch gedacht, „Tropencops“ bringt mich näher an Indonesien ran, aber ich bin als Oberschwester dazu verdammt, nur im Krankenhaus aufzutreten und die anderen, das sind Ursula Karven als Oberärztin und Michael Roll als investigierender Kommissar, düsen durch Thailand.
- Als Oberschwester? Dafür sind Sie doch viel zu jung!
- Roswitha Schreiner : Naja, aber es ist mal ein kleiner Ansatz zum Rollenwechsel, weg von der ewigen Tochter, hin zu reiferen Rollen.
- „Ewig rauschen die Gelder“, ein Versuch von SAT.1, das Boulevardtheater wieder im Fernsehen zu etablieren, ist furchtbar gescheitert. Obwohl das Stück recht amüsant war, und mit Darstellern wie Dorkas Kiefer, Jacques Breuer, Jochen Busse und Elke Sommer alle Zuschauerschichten bedient wurden, waren nur knappe 2 Millionen Zuschauer dabei. Was meinen Sie, woran das lag und können Sie die Entscheidung von SAT.1 nachvollziehen, keine derartigen Projekte weiter zu fördern?
- Roswitha Schreiner : Es lassen sich diese beiden Medien, TV & Theater, in der Form scheinbar doch nicht so leicht vermählen! Bei einem Theaterstück wird im ersten Akt das Thema etabliert, im zweiten Akt kommt es zu Verwirrungen und Turbulenzen und im dritten Akt folgt die Auflösung. Wer also nicht vom ersten Moment an aufmerksam und konzentriert dranbleibt, verliert den Faden. Wer zu spät dazu schaltet, kommt nicht mehr rein und die Werbeunterbrechungen bremsen das Tempo aus, welches ein gelungenes Theaterstück wie dieses, vorlegt. Vielleicht hätte man den Mut haben müssen, statt vieler kleiner Werbeblöcke, einen Großen in die Mitte zu setzen, so wie die Pause im Theater stattfindet. Dann ist der Zuschauer fest im Sattel der Geschichte und auch neugierig wie es aus geht. Aber hinterher ist man immer schlauer. Es ist natürlich superschade, dass der Sender keine weiteren Projekte mehr fördert, da es eine unglaublich intensive und schöne Arbeit war. Aber wenn die Zuschauerzahlen nicht stimmen, muß der Sender das zur Kenntnis nehmen und sich beugen.
- Vorher haben Sie noch für die ARD unter der Regie von Helmut Förnbacher die ARD-Produktion „König der Herzen“ im steierischen Bad Aussee abgedreht.
- Roswitha Schreiner : War das schön !!!
- Worum geht es da und was ist Ihre Rolle?
- Roswitha Schreiner : Florian Silbereisen spielt einen Journalisten, der sich fast detektivisch an Dinge heranwagt und ich spiele seine engste Vertraute und Assistentin, weil wir beide in derselben Redaktion arbeiten.
- Sie hatten aber verhältnismäßig wenig Drehtage, oder?
- Roswitha Schreiner : Es waren eigentlich mehr, aber es wurde alles umgeworfen und komprimiert. Das war aber gar nicht schlecht, denn es hat mir erlaubt, für 20 Tage nach Bali zu fliegen.
- Und das könnte eine Reihe werden, oder?
- Roswitha Schreiner : Das weiß man noch nicht. Lassen wir uns überraschen.
- Zuletzt haben wir uns 1993 getroffen. Damals drehten Sie den achten Düsseldorfer Tatort. Trotz großen Erfolges wurden es dann nur insgesamt 15. Wieso das frühe Ende?
- Roswitha Schreiner : Man hatte uns 1993 gefragt, ob wir verlängern. Da haben wir bis 1996 verlängert.
Mit wir meine ich Martin Lüttge und mich, weil damals schon feststand, dass Klaus J. Behrendt aussteigt. Wir fanden beide, 1996 ist schon mal lange genug, denn wer guckt schon so weit in die Zukunft?! Wir dachten, wir drehen jetzt erst einmal bis 1996 und schauen, wie sich alles entwickelt, in einer Zweier-Konstellation ohne Klaus. Aber dann haben sie im selben Jahr, also zwei Monate später, angefragt, ob wir auch bis 2000 verlängern würden. Das schien mir damals, 1993, so als müsste ich heiraten und wüsste noch nicht mal wen (lacht). Also haben wir erstmal abgelehnt.
Daraufhin hat der Sender noch im selben Jahr Klaus J. Behrendt für unsere Ablöse verpflichtet, damit er ab 1996 einsteigt. Somit waren 1993 schon die Würfel gefallen, wie es 1996 weitergeht.
„Tatort“ war ein tolles Abenteuer, aber fünf Jahre waren auch ausreichend, denn mit drei Folgen im Jahr war ich auch sehr ausgebucht, so dass ziemlich wenig Freiraum blieb, sich noch in anderen Rollen auszuprobieren. Man möchte auch noch was anderes machen, als zu fragen „Wo waren Sie zur Tatzeit?“ Ich wollte ganz einfach mal Mütter spielen oder Geliebte oder Oberschwestern oder ...
- So was müsste eigentlich alles in einem Krimi drin sein!
- Roswitha Schreiner : Ja, aber in einem Krimi ist in erster Linie viel Platz für Täter und Opfer und die Hinterbliebenen, dicht gefolgt von sämtlichen Verdächtigen und die eigene Figurenentwicklung ist somit sehr reduziert.
- Klaus J. Behrendt, der nach acht Düsseldorfer „Tatorten“ ausstieg, hat inzwischen wieder ausgiebige „Tatort“-Erfahrung gemacht. Als Max Ballauf drehte er mit Dietmar Bär schon 33 Tatorte. Haben Sie noch Kontakt zu ihm und könnten Sie sich vorstellen, auch mal wieder einen „Tatort“, vielleicht sogar mit Behrendt zu drehen?
- Roswitha Schreiner : Nein wir haben keinen Kontakt mehr zueinander. Es hat sich nicht mehr ergeben und ich glaube, es gibt auch ein ungeschriebenes Gesetz, dass, wenn man als Kommissarin aufgetreten ist, man nicht noch einmal als Fall auftreten kann. Für den Zuschauer wäre ich sofort Miriam Koch, noch dazu neben Max Ballauf und das würde zu Verwirrungen führen, wenn ich plötzlich Täterin wäre oder Opfer spielen sollte. Eigentlich schade. Ich hätte schon mal Lust wieder bei einem „Tatort“ dabei zu sein.
- Sie haben mit Anke Engelke zwei Staffeln „Anke“ gedreht. Die Sitcom kam beim Publikum nicht so an wie gehofft. Was meinen Sie woran das lag?
- Roswitha Schreiner : Erstmal kam die Serie doch sehr gut an! Aber erst beim zweiten Anlauf. Beim ersten Anlauf war das einfach ein unglücklicher Sendeplatz, weil „Rita's Welt“ ungefähr vier oder fünf Wochen vor uns zur selben Sendezeit gestartet wurde, so dass also schon das Comedy liebhabende Publikum an RTL geraten war. Es ist dann schwer als Nachlauf ein Konkurrenzteil zu starten.
Wie gesagt, später, als wir dann besser platziert wurden in der zweiten Runde, gab es riesige Anfragen! Die Zuschauer wollten dann schon, dass wir weiter drehen, was dann aber nicht mehr möglich war, da Anke sich schon für „Ladykracher“ verpflichtet hatte. Im Endeffekt hätten wir noch gut ein, zwei Staffeln dranhängen können. Es haben mich wirklich viele Leute angesprochen, sogar bei „Reichelt“ die Kassiererinnen egal welchen Alters haben gesagt, dass sie totale Anke-Fans sind! Aber wie gesagt, der große Boom kam erst ab dem zweiten Durchlauf.
- SAT.1 hat sowieso kein gutes Händchen für Sendeplätze.
- Roswitha Schreiner : Doch, die haben ein sehr gutes Händchen im Grunde genommen, aber sie haben nicht den langen Atem, den sie manchmal brauchen. Sender sind viel zu ungeduldig. Manchmal braucht der Zuschauer etwas länger. Wie gesagt, von uns wussten einfach nicht genügend Leute und erst bei der zweiten Ausstrahlung kam die Mund zu Mund-Propaganda dazu, von den Leuten, die die erste Staffel gesehen haben, es waren doch schon einige und plötzlich war das „in“. Es muss mehr Geduld her! Man kann nicht immer sagen, wir starten den Piloten und wenn nicht gleich der erwünschte Marktanteil erreicht wird, setzen wir wieder ab. Das finde ich ein absolutes Unding. „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ und solche Formate hatten am Anfang auch schlechte Einschaltquoten und nur weil der Sender da noch zäh geblieben ist, wurden die dann zum jahrelangen Dauerbrenner.
- Wie war die Zusammenarbeit mit Anke Engelke?
- Roswitha Schreiner : Super !!! Also, mit Anke macht das so einen Spaß, das ist so eine tolle Stimmung, weil sie genauso witzig hinter der Kamera wie vor der Kamera ist und wir uns wirklich alle verstanden haben. Das sind die Highlights einer Filmkarriere, wenn dann wirklich Freundschaften bestehen bleiben.
- Ich habe Sie bei „Ladykracher“ vermisst, wieso waren Sie da nicht dabei?
- Roswitha Schreiner : Bei „Ladykracher“ war keiner aus dem „Anke“-Team dabei, weil „Anke“ ist „Anke“ und „Ladykracher“ ist „Ladykracher“. Ich glaube, dass da auch bewusst ein Schnitt gemacht worden ist. Vor allem, da wir als Block gesendet wurden. Das heißt „Ladykracher“ und „Anke“ hintereinander.
- In den von Helmut Ringelmann produzierten ZDF-Freitagskrimis „Derrick“ und „Der Alte“ waren Sie mehrfach dabei, bei „Siska“ aber noch gar nicht, wie kommt's?
- Roswitha Schreiner : Ich habe den Sohn des Herstellungsleiters geheiratet. Seitdem ich ihn geheiratet habe, bin ich bei der Ringelmann-Familie raus. Das ist eine ganz private Entscheidung von Herrn Ringelmann, die ich persönlich sehr schade finde und ich schauspielerisch auch nicht nachvollziehen kann. Vielleicht ändert er ja mal seinen Standpunkt...
- Was halten Sie von den ZDF-Praktiken, seit 1. April diese Krimis um bis zu 10 Minuten zu kürzen?
- Roswitha Schreiner : Es wird ja wohl unterschiedlich gesendet, habe ich jetzt von meinem Schwiegervater gehört. Das heißt sie produzieren 60 Minuten und je nachdem, welche Anschluss-Sendung anliegt, entscheidet der Sender, ob die gekürzte oder ungekürzte Fassung ausgestrahlt wird. Österreich und das Ausland senden übrigens immer ungekürzt. Aber ich habe da auch nicht mehr so reingeguckt, seit ich nicht mehr dabei sein darf. Insofern kann ich nicht urteilen, ob es jetzt inhaltlich so viel verliert, wenn man mal auf 50 Minuten kürzt.
- Auf jeden Fall bleibt die Logik auf der Strecke und das Miträtseln, wer der Täter sein könnte, wird nicht nur erschwert, sondern teilweise unmöglich gemacht . Dazu kommen die teilweise dilletantischen Schnitte, die total humorlose Krimis hinterlassen.
- Roswitha Schreiner : Das klingt einleuchtend und tut mir dann doch leid. Immerhin sind diese Formate ja doch schon etablierte Fernsehkultur.
- Nach „Leinen los für MS Königstein“ 1997 sah man Sie außer eben in „Anke“ vornehmlich in feinen aber kleinen Nebenrollen: „Meine polnische Jungfrau“ mit Verona Feldbusch (2001), „Bis dass Dein Tod uns scheide“ (2002), „Alles Samba“ mit Gudrun Landgrebe (2003), „Schöne Männer hat man nicht für sich allein“ (2004), „Mogelpackung Mann“ mit Christoph M. Orth (2004), „Unter weißen Segeln“ und „Vera, die Frau des Sizilianers“ mit Mario Adorf (beide 2005). Wonach suchen Sie sich Ihre Rollen aus?
- Roswitha Schreiner : Ach Gott, ich hatte bis zu „Tropencops“, pardon ich meine „M.E.T.R.O.“, eine Serienpause eingelegt, weil ich mich meinem zweiten Standbein, dem Möbelgeschäft „Klungkung“ gewidmet hatte.
Ich wollte nach so vielen Jahren und Serien einfach mal andere und neue Eindrücke auch außerhalb der Fernsehbranche sammeln. Dieser Ausflug hat mir auch richtig gut getan, mich für meine Rollen geerdet, authentischer gemacht.
Aber mittlerweile habe ich dann doch eingesehen, dass ich in erster Linie mit Leib und Seele Schauspielerin bin. Schließlich stand ich schon mit neun Jahren im Schillertheater auf der Bühne und bin seit 1984 kontinuierlich in tollen Serien dabei gewesen.
Also haben mein Mann und ich für „Klungkung“ extra einen dritten Mann an Bord genommen, der sich um das Ladengeschäft kümmert, so dass ich nur noch im künstlerischen Sektor, also im Entwurf tätig bin. Das heißt, dass ich jetzt auch wieder Zeit habe, nach Herzenslust zu drehen und schon wieder eine Serie gedreht habe. Jetzt bin ich wieder voll dabei.
Ich habe gemerkt, man kann doch nicht beides machen und man muss sich einfach entscheiden. Ich hatte mich ein bisschen übernommen. Aber es hat mir auch sehr viel für die Arbeit an meinen Rollen gebracht, weil es mich in die reale Welt geworfen hat. Ich habe ja wirklich sehr früh – schon als Kind – mit der Schauspielerei angefangen und lebte so fast in einem Elfenbeinturm.
Dadurch, dass ich als freie Unternehmerin tätig war, wusste ich dann plötzlich wirklich, was jeder Einzelhandel auf die Beine stellt. Jede Boutique-Besitzerin, jeder Zeitungskioskhändler hat von mir jetzt den größten Respekt zu erwarten, weil ich weiß, was es heißt, sich in dieser Gesellschaft wirklich einen abzustrampeln. Ich finde, das war mal eine sehr wichtige Erfahrung. Ich kann jetzt meinen Rollen einfach mehr Substanz geben.
Es war für meine künstlerische Tätigkeit sehr wichtig, in diesem Zusammenhang mit Indonesien, mit einem anderen Kulturkreis in Berührung zu kommen, mit einer anderen Religion, mit anderen Menschen umzugehen und sich wirklich ganz, ganz vielen Dingen zu stellen, mit denen man an einem Filmset in Deutschland als verwöhnte Schauspielerin nicht konfrontiert wird.
Es hat auch ganz nahen Kontakt zu meinem Publikum gebracht. Da sind Leute in den Laden gekommen und haben mit mir über Rollen gesprochen, darüber, dass sie „Anke“ nicht gucken, weil sie prinzipiell nicht Privatsender schauen wegen der Werbeblöcke und mich auf den öffentlich-rechtlichen Sendern sehr vermissen.
Also, da merkt man dann doch, die Nation ist gespalten in diejenigen, die gerne Privatsender schauen, also junges Publikum, die mit den Werbeblöcken keine Probleme haben, sondern die Zeit nutzen, halt mal zum Kühlschrank zu flitzen oder sich noch schnell die Zähne zu putzen, um sich ins Bett zu setzen für den Rest der Sendung. Und dann eben die klassischen Gucker, die sich auf den Film wie ein Event freuen und die dann Werbeblöcke als äußerst störend empfinden. Gut, ich bin da also sozusagen zwischen zwei Welten gependelt.
- Und wie war Verona Feldbusch?
- Roswitha Schreiner : Super! Wir haben uns gut verstanden, muss ich echt sagen. Sie hat auch darauf acht gegeben, bei vielen Dingen sich nicht doubeln zu lassen, weil sie einfach gesagt hat, dass sie sich selber zur Show stellt und dass sie dann auch wirklich dahinter steht, die Sachen durchzuziehen.
- Also ganz professionell?
- Roswitha Schreiner : Super professionell.
- Haben Sie nicht mal wieder Lust auf eine große durchgehende Rolle wie die der Miriam Koch im „Tatort“?
- Roswitha Schreiner : Auf alle Fälle!. .
- Erzählen Sie mir bitte doch etwas über den Kinofilm „Das Musikill – Madness has a name“ und Ihre Rolle darin?
- Roswitha Schreiner : Die Rolle, die ich ursprünglich spielen sollte, habe ich nicht annehmen können, weil ich anders verpflichtet war. Daraufhin habe ich eigentlich nur aus Freundschaft zu dem Regisseur einen kleinen special-guest-Auftritt in diesem Musical gegeben. Ich habe die Rolle, die ich spielen sollte, einer Freundin übertragen, Marina Krauser, selber hatte ich zu wenig Zeit.
- Wer war der Regisseur?
- Roswitha Schreiner : Clemens Keiffenheim. Mit ihm habe ich schon einiges gedreht: „Ein Fall für zwei“, „Ehen vor Gericht“, „Großstadtrevier“. Wir haben schon ganz viele Sachen gemeinsam gemacht und ich war eigentlich immer wie so eine Art Maskottchen in fast all seinen Produktionen dabei. Nur diesmal ging es nicht. Dafür hat es wenigstens mit einem Gastauftritt geklappt und ich bin mit nach New York geflogen, wo der Film auf dem Independentfestival Preise eingeheimst hat.
- Worum ging es da?
- Roswitha Schreiner : Das ist eine Horror-Musical-Komödie.
- Product Placement und Schleichwerbung ist gerade im Moment wieder ein großes Medienthema. 1993 meinten Sie zum Thema Product Placement, dass das Sie noch nie aufgeregt hat, weil man eben weiß, dass dieser oder jener Markenartikel dafür bezahlt hat und dies beispielsweise in Frankreich und Österreich vollkommen legitim ist. Was meinen Sie, warum das deutsche Fernsehen vor allem angesichts der Tatsache, dass die Produktionsbudgets immer weiter gekürzt werden, in dieser Hinsicht nicht lernfähig ist und den Zuschauern offenbar nicht genug Intelligenz zutraut, Product Placement zu erkennen und selbst entscheiden zu können, ob es ein Produkt kauft oder nicht?
- Roswitha Schreiner : Es ist ein schweres Thema! Aber ich habe mich, im Laufe der Skandalwelle, die gerade durch die Presse gerollt ist, damit auseinandergesetzt,.
Wenn die Sendeanstalten in Verträgen zugesichert haben, keine Schleichwerbung oder Product Placement im Programm zu haben, dann müssen sich auch alle daran halten. Wenn ich einen Vertrag abschließe, möchte ich auch, dass man sich an den Vertrag hält. Man darf nicht vergessen, dass das meiste Geld eben mit den Werbepausen gemacht wird, also mit den Werbeblöcken und dass zu Recht die Werbefirmen, die sich dann teuer in die Werbepausen einkaufen, sagen, „Ja wieso ist das Konkurrenzprodukt jetzt im Film und wird noch vom Schauspieler berührt“?!
In Amerika gibt es verschiedene Abstufungen, also einmal, ob das Produkt nur im Hintergrund zu sehen ist, ob es bildmittig zu sehen ist, ob der Schauspieler das Produkt berührt oder ob er es sogar namentlich benennt. Entsprechend zahlen die Werbefirmen in vier Abstufungen Geld. Erschreckend ist allerdings, was für eine Macht die Werbefirmen inzwischen erlangt haben. Das heißt, die, die Werbepausen buchen, bestimmen mittlerweile mit, wer besetzt wird oder wie ein Drehbuchstoff aussieht.
Aber wer das Geld gibt, will verständlicherweise auch bestimmen, das liegt in der Natur der Dinge und in der Verantwortung vis à vis dem Werbekunden. Wenn nun Product Placement in unsere Filme dramaturgisch Einzug hält, kann es eines Tages dazu kommen, dass ein Werbebeauftragter sagt „Die Großaufnahme von Herrn oder Frau soundso schneiden wir jetzt weg, dafür kommt die große Cornflakespackung ins Bild“, und ich kann mir vorstellen, dass einige Regisseure und Dramaturgen das nicht toll finden.
Ich selber stehe dem ziemlich neutral gegenüber, weil ich durch meine Zeit in Frankreich gewohnt bin, dass eine Evian-Flasche groß im Bild steht und es bis jetzt in meinen Co-Produktionen noch nicht als störend empfunden habe.
Aber ich habe wie gesagt, mit Regisseuren gesprochen, die mir ihre Ängste mitgeteilt haben und verstehe beide Seiten. Auf der anderen Seite ist es schade, wenn die Budgets immer knapper werden, wenn man immer schneller drehen muss, immer mehr Minuten am Tag reingedrückt werden, um mit dem Budget noch auszukommen, wenn also Qualität aus Geldmangel auf der Strecke bleibt, was man aber mit einer kleinen „Geldspritze“ aus einem Werbe-Etat mal eben beheben könnte. Wo der goldene Mittelweg liegt, weiß ich nicht. Wenn ich ein Patentrezept hätte, würde ich wahrscheinlich selber produzieren.
- Was halten Sie von solchen Sendeformaten, wie „Dschungelcamp“ und „Superstar-Shows“?
- Roswitha Schreiner : Für mich selber bitte nicht, aber wer es mag. Wir sind tolerant, es gibt Pressefreiheit, es gibt Fernsehfreiheit und jeder Mensch muss wissen, wie er seine Freizeit gestaltet. Das einzig Bedenkliche ist, dass man Jugendlichen eine Welt voll Fun und schnellem Geld vorgaukelt und sich nicht wundern darf, wenn keiner mehr Bock auf Ausbildung und Entbehrung hat, was zur menschlichen Reifung dazu gehört.
- Sie haben in Ihrem Berufsleben inzwischen für fast jeden Sender gearbeitet. Gibt es Unterschiede zwischen der Arbeit für einen privaten Sender und den öffentlich-rechtlichen?
- Roswitha Schreiner : Für mich gibt es auf keinen Fall einen Unterschied! Bei den Dreharbeiten bleibt alles gleich.
Ich habe aber festgestellt, dass die Presse einen Unterschied macht. Als ich angefangen habe, „Anke“ für SAT.1 zu drehen, wurde ich echt gefragt, ob das jetzt ein Rückschritt sei. Da bin ich aus allen Wolken gefallen! Für mich ist die Rolle und das Produkt wichtig, Und daß Anke ‘ne Super-Kollegin ist und das ich mich mal von meiner komödiantischen Seite zeigen konnte.
Mir wäre nie in den Sinn gekommen, wenn jemand, der sehr viel öffentlich-rechtlich gedreht hat, und dann privat dreht, der sei nun irgendwie auf dem absteigenden Ast. Das finde ich absolut albern. Jeder Sender hat seine eigene Politik. Die einen kriegen halt die GEZ-Gebühren und die anderen nehmen halt die Werbegebühren. Ich meine, jeder Sender muss sehen, wo er bleibt und wer Werbung nicht mag, kann Filme aufzeichnen und dann die Werbeblöcke überspringen. Aber wie gesagt, die Presse hat einen Unterschied gemacht. Das hat mich total verblüfft und völlig überrascht. Also, mir kommt es immer auf die Rolle an, auf den Regisseur, auf die Produktion. Ich drehe einfach gerne ...
- Wie haben sich die Produktionsbedingungen in den letzten zwölf Jahren verändert? Ich habe gehört, ein „Bulle von Tölz“, der eine Laufzeit von 90 Minuten hat, wird inzwischen in 20 Tagen abgedreht.
- Roswitha Schreiner : Wir haben damals den „Tatort“ von 90 Minuten auch in 21 bis manchmal, wenn es wirklich sehr aufwendig war, maximal in 23 Tagen gedreht. Bei unseren Max Ballauf-, Martin Lüttge-„Tatorten“ waren es ganz oft 21 Drehtage. Es ist aber sowieso immer zu wenig. Wenn wir unsere Messlatte stets an Amerika legen und selber aber keine drei Monate an 90 Minuten drehen, sondern nur 21 Tage, dann müssen wir uns nicht wundern, warum die Qualität auf der Strecke bleibt.
- Sie haben auch Theater-Erfahrung. Haben Sie noch Ambitionen in diese Richtung oder ist Film/Fernsehen doch erstrebenswerter?
- Roswitha Schreiner : Natürlich habe ich Ambitionen in diese Richtung, sonst wäre ich jetzt nicht bei „Ewig rauschen die Gelder“ dabei gewesen. In dieser Produktion hatte ich das große Vergnügen an Proben teilzunehmen und mit dem Ensemble zusammenzuschmelzen, viele Dinge auszuprobieren, in der Zeit, die heutzutage am Drehort fehlt, wenn man in 20 Tagen 90 Minuten drehen muss.
Das war das Highlight und das Bonbon, das mich sofort dazu veranlasst hat, zuzusagen ohne zu zögern. Auf der anderen Seite habe ich auch den Vorteil, mehr Zuschauer zu erreichen, als in einem Theater und nicht so lange an ein- und derselben Produktion gebunden zu sein, sehr genossen. Eigentich die perfekte Mischung so ein Theater/ TV Event. Aber wie eingangs von Ihnen erwähnt, wird diese schöne Arbeit eine Ausnahme bleiben, da keine weiteren Events dieser Art geplant sind.
Meine Liebe zum Theater ist natürlich jetzt wieder ausgebrochen. Mich haben Kollegen aus der Produktion schon gefragt, ob ich nicht mit ihnen Theater spielen möchte und ich glaube, dass da doch in naher Zukunft ein kleiner Theaterabstecher durchaus möglich ist.
- „Ewig rauschen die Gelder“ wurde von René Heinersdorf inszeniert. Er hat ja auch das Theater auf der Kö in Düsseldorf. Können wir Sie da mal demnächst erleben?
- Roswitha Schreiner : Er hat gesagt, ja. Warten wir es ab.
- Sie haben auch schon in der inzwischen erfolgreichsten Weekly des deutschen Fernsehens „In aller Freundschaft „ mitgespielt. In Folge 168 „Warum lügst Du?“ – ist übrigens in der letzten Sommerpause wiederholt worden – waren Sie Anita Bär, die Frau von Schauspieler Martin May. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Produktion und das Team von „In aller Freundschaft“?
- Roswitha Schreiner : Das Team war super nett. Die Serie wird von der Saxonia Media, mit der ich als „MS Königstein“-Kapitänstochter durch die neuen Bundesländer gereist war, produziert. Insofern war das für mich ein Heimspiel. Mit Martin May hatte ich bereits bei „Liebling Kreuzberg“ das Vergnügen. Wir kennen uns also schon ganz lange. Diese Art von Studiodreh mit höchst professionellen Kollegen, geht übrigens für mich auch eher in Richtung Theaterarbeit, da lange Szenen durchgedreht und vorher en bloc geprobt werden.
- 1993 haben Sie sich als Clint Eastwood-Fan geoutet. Damals hatte er gerade „In the line of fire“ unter Wolfgang Petersens Regie abgedreht. 2005 hat er selber mit sich in der Hauptrolle bei „Million Dollar Baby“ Regie geführt. Für den Film gab es vier Oscars und zwei Golden Globes, u. a. für die beste Regie. Haben Sie den Film gesehen und würden Sie bestätigen, dass der Mann besser wird, je älter er wird?
- Roswitha Schreiner : Auf alle Fälle. Er behält sein Charisma, hat eine irrsinnige Sensibilität und der Film hat mich zum Heulen veranlasst, obwohl ich es nicht mag, wenn man mich dazu bringt, im Kino zu heulen.
- Was meinen Sie, was die Tatsache aussagt, dass „Million-Dollar-Baby“ in Amerika 100 Millionen Dollar eingespielt hat und in Frankreich weit über drei Millionen Besucher hatte, in Deutschland aber gerade mal 500.000 Besucher aktivieren konnte?
- Roswitha Schreiner : Oh, das wusste ich nicht. Ich kann nicht sagen woran das liegt. Vielleicht hat der Film den deutschen Zeitgeist nicht getroffen.
- Wann waren Sie zuletzt im Kino?
- Roswitha Schreiner : Ende Oktober habe ich mir „Reise der Pinguine“ angeguckt. Ein wunderschöner Film. Auch da musste ich ein paar Mal schlucken, weil er total ergreifend ist. Selbst wenn die Texte ein bisschen am Rande des Kitschs stehen, die Aufnahmen sind atemberaubend. Wenn diese Pinguin-Männchen da so frierend stehen und warten, dass die Weibchen rechtzeitig wieder kommen, um die Kleinen zu füttern, das geht einem richtig nahe! Wie kompliziert die sich ihr Leben machen, um für Nachwuchs zu sorgen, das ist der Wahnsinn. Ich glaube, die, die im Zoo gelandet sind, haben sechs Richtige im Lotto, weil sich deren Fortpflanzung stressfreier gestaltet ... Das war jetzt nicht so ernst gemeint.
- Haben Sie „Madagaskar“ gesehen?
- Roswitha Schreiner : Habe ich auch gesehen. Der war ja köstlich. Und als nächstes habe ich „Wallace und Gromit“ auf der Liste. So wie ich abgespielt bin bei „Ewig rauschen die Gelder“, muss ich „Wallace und Gromit“ unbedingt sehen.
- Die Kritik wirft der deutschen Synchronisation von „Die Reise der Pinguine“ vor, dass sie zu kitschig sei, weil die Pinguine reden. In Amerika hat man einfach nur Morgan Freeman als Hauptsprecher genommen. Das hätte man hier vielleicht auch machen sollen, meint die Kritik.
- Roswitha Schreiner : Das sehe ich nicht so! Da man Männchen und Weibchen als Nicht-Pinguinischer-Zuschauer echt nur schwer auseinander halten kann, waren die unterschiedlichen Stimmen doch sehr hilfreich ... Das Verhalten der Tiere bleibt dennoch ergreifend. Ich finde die Dokumentationsleistung des Filmteams enorm, weil die sich genau wie die Pinguine da einen abfrieren! Die haben garantiert unter den härtesten Bedingungen arbeiten müssen. Also eine wirklich gelungene Sache. Mich wundert nicht, dass der Film so erfolgreich ist. Zu recht!
- Bei unserem letzten Gespräch wollten Sie sich zu privaten Fragen nicht äußern, was ich durchaus akzeptiere. Inzwischen aber ist es wohl kein Geheimnis mehr, dass Sie am 8. Oktober 2003 Ihren Lebensgefährten Andreas Gotzler geheiratet haben, und zwar auf Bali nach hinduistischem Zeremoniell. Können Sie für alle Leser, die Sie nicht am 7. Mai 2005 bei Böttinger gesehen haben, dies etwas genauer erläutern?
- Roswitha Schreiner : Als ich mit Andreas 1997 zusammen kam, sind wir nach Bali gereist und haben uns in das Land Indonesien verliebt. Dort sind wir mit der anderen Art der Menschen in Indonesien, miteinander umzugehen, konfrontiert worden, was uns sehr gefallen hat.
Es ist einfach eine Bewusstseinsfrage.
Eine Hochzeit wiederum ist in erster Linie ein großer symbolischer Akt, weil man sich vor Freunden und vor Gott das Jawort gibt. Wir wollten es hinduistisch gestalten, weil wir durch den engen Kontakt mit den hinduistischen Balinesen (der Rest der 250 Millionen Indonesier ist ja muslimisch) gelernt haben, wie wichtig es ist, mit seinem Karma bewusst umzugehen. Dass heißt mit anderen Menschen so umgeht, wie man selber gern behandelt werden möchte.
Unsere indo-germanische Kultur hatte dieses Denken ja auch mal verankert: „Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg’ auch keinem anderen zu“ oder „Wie man in den Wald rein ruft, schallt es hinaus“ sind Volksweisheiten, die durchaus mal erzieherische Lebensphilosophien auch auf unseren Breitengraden waren. Auch Reinkarnation ist etwas, was mich beschäftigt. Nicht weil ich wie viele glaube, mal im Mittelalter eine Hexe gewesen zu sein, so einen esotherischen Spleen habe ich nicht. Aber ich kann mir vorstellen, dass die Reise der geistigen Entwicklung durch mehrere Leben geht. Man darf nicht vergessen, dass der Buddhismus aus dem Hinduismus entstanden ist. Kurz gesagt, es gab einfach viele Dinge, die uns an dem balinesischen Hinduismus sehr gefallen haben und deshalb haben wir nach einer Sondergenehmigung gefragt.
Es musste nämlich eine Sondergenehmigung sein, weil Mick Jagger Jerry Hall hinduistisch geheiratet hatte. Er hatte in einem öffentlichen Tempel geheiratet und damit die Regeln verletzt, weil nur in privaten Tempeln geheiratet werden darf, in denen die Ahnen an der Zeremonie teilhaben. Also musste auf der gesamten Insel in allen öffentlichen Tempeln, die existieren, eine Reinigungszeremonie vollzogen werden. Diese Zeremonien sind aufwendig und teuer, weil da viele Opfer für die Götter gebastelt und Tiere geschlachtet werden!
Von Stund an hatten die obersten Brahmanen verboten, Touristen so heiraten zu lassen. Wer nicht Hindu ist, sollte nicht hinduistisch heiraten. Deshalb war es eine große Ehre, dass sie es uns, nach wochenlangen Befragungen, warum, wieso, weshalb und wie wir denken und wir viele gute Leumunde hatten, die sich für uns eingesetzt haben, dennoch erlaubt haben.
- Sie haben gesagt, der hinduistische Glauben besagt, dass alles was wir tun auf uns zurückfällt. Im Hier und Jetzt oder später?
- Roswitha Schreiner : Nein, im Hier und Jetzt. Ich habe festgestellt, wenn ich wirklich etwas mit frohem Herzen verschenkt habe, was ich selber gerne auch behalten hätte aber wovon ich wusste, ich mach’ dem Anderen eine Freude, fällt es auf einen auf die eine oder andere Art zurück. Wirklich, das ist unglaublich...
- Warum haben Sie aber auch standesamtlich geheiratet, obwohl Sie sagen, Heirat ist kein Garantieschein für die ewige Liebe?
- Roswitha Schreiner : Wir haben noch gar nicht standesamtlich geheiratet.
- Bin ich falsch informiert?
- Roswitha Schreiner : Ja, aber es ist in Planung. Wir haben dafür ehrlich gesagt noch keine Zeit gehabt.
- Gut, dann stelle ich die Frage so: Sie wollen auch standesamtlich heiraten, obwohl Sie sagen, Heirat ist kein Garantieschein für die ewige Liebe. Warum?
- Roswitha Schreiner : Wir überlegen vor allem noch wo, und wann und wie wir dies machen! Aber ich denke einfach, wenn einem von uns beiden etwas passiert, ist es fairer, wenn der andere abgesichert ist. Wir haben viel gemeinsam aufgebaut. Mein Mann ist ein sehr, sehr wilder Motorradfahrer, ich sitze viel im Flieger, da kann immer was passieren ...
- Sie haben doch auch einmal Motorrad gefahren?
- Roswitha Schreiner : Nur im Film. Aber wir sind beide wild (lacht) und insofern wagen wir diesen Schritt, haben aber Zeit. Wir stehen nicht unter Druck, weil das Wichtigste für uns war, uns vor Gott das Jawort zu geben und vor all’ unseren Freunden.
- Wie haben Sie Andreas kennen gelernt? Bei den Freitag-Krimis?
- Roswitha Schreiner : Ja. Das allererste Mal bei einem Freitagskrimi. Dann hatten wir auch „Tatort“ zusammen gedreht Schließlich war er Aufnahmeleiter bei „Der Alte“ und nachdem wir drei Jahre die Entscheidung immer vor uns hergeschoben haben und alle gemerkt haben, die sind beide total ineinander verknallt, warum gehen sie eigentlich nicht aufeinander zu?, hat es dann wirklich endgültig gefunkt.
- Um noch mal auf „Klungkung“ zu kommen: Was kann man da erwerben?
- Roswitha Schreiner : „Klungkung“ ist ein Einrichtungsgeschäft mit außergewöhnlichen Kunstgegenständen und Objekten, selbstentworfenen Möbeln, die einen zeitlosen Stil vertreten. Man kriegt schöne Geschenke, Lampen, einfach alles was das Leben gemütlich und bequem macht. Neugierig? Dann kann man einen Blick in unsere Webseite werfen, die ich inklusive Text selber gestaltet habe: www.klungkung.de. Und wir haben gemeinsam das Hotel Acksel Haus II in der Belforter Straße im Prenzelberg ausgestattet, mit dem wunderschönen „Club del Mare“-Restaurant.
- Wie lange gibt es den Laden jetzt?
- Roswitha Schreiner : Den Laden gibt es seit Mai 2000.
- Und wo finden wir den in Berlin?
- Roswitha Schreiner : In der Rykestraße 3, und zwar am Prenzelberg direkt vis a vis von der Synagoge, also auch in einem wunderschönen Quartier, wo es sich auch lohnt, samstags auf den Markt zu gehen und es einfach Spaß macht, durch die Gegend zu schlendern. Es ist sowieso eine der schönsten Ecken Berlins.
- Durch Ihre hinduistische Heirat hat sich die Frage ja eigentlich erledigt, aber glauben Sie an Gott?
- Roswitha Schreiner : Ja. Und die balinesischen Hindus glauben auch an nur einen Gott. Dieser Hauptgott hat zwar viele Elemente, wie die Fruchtbarkeitsgöttin, für den Reis usw.. Und ebenfalls eine Dreifaltigkeit nämlich Brahma, Shiva, Vishnu. Es ist aber dennoch eine monotheistische Glaubensart, die an eine große göttliche Kraft glaubt und daran glaube ich auch.
- Ihre größte Tugend und Ihre größte Schwäche?
- Roswitha Schreiner : Meine größte Schwäche ist meine Ungeduld und vielleicht bin ich auch oft zu gutmütig, keine Ahnung (lacht)... Und meine größte Tugend? Es gibt kein gut ohne böse und insofern ist meine Schwäche auch gleichzeitig meine größte Tugend. Die Ungeduld erlaubt mir nämlich auf der anderen Seite vielleicht doch schneller zu sein, als der eine oder andere. Oder eine Gelegenheit zu ergreifen, für die es sonst zu spät gewesen wäre und die Gutmütigkeit, die wirklich manchmal ausgenutzt wurde, macht auch aus, dass andere Menschen gerne mit mir umgehen und gerne auf mich zukommen. Ich glaube, das kann man deshalb nicht trennen. Was Tugend ist, ist halt auch Schwäche...
- In welche Rolle würden Sie gerne schlüpfen?
- Roswitha Schreiner : Kann ich gar nicht sagen. Ich hab so viele schöne Rollen schon gespielt und bin eigentlich neugierig auf alles. Ich glaube, ich würde gerne eine richtig schöne Mutterrolle spielen, so mit drei, vier Kindern um mich rum oder eine attraktive Geliebte. Mein Temperament würde aber auch einer Powerfrau entsprechen. Es gibt da noch so einiges, was ich gern spielen möchte
- In welcher Zeit hätten Sie gerne gelebt?
- Roswitha Schreiner : Ich finde es wunderbar in der jetzigen Zeit zu leben. Weder die Zukunft noch die Vergangenheit würden mich mehr reizen ... Ich genieße vor allem in einer kriegsfreien Phase geboren zu sein. Ich möchte, weiß Gott nicht Anfang des letzten Jahrhunderts geboren sein. Auf der anderen Seite angesichts der fortschreitenden Technik, Features und allem möchte ich auch nicht unbedingt in den nächsten 100 Jahren geboren werden. Vor der Zukunft, in der es immer weniger Werte, dafür aber immer mehr Konsumterror geben wird, habe ich schon ein bisschen Schrecken, weil ich nicht weiß, wo das hinführt. Ich finde es eigentlich total perfekt, da wo ich bin.
- Was halten Sie für die größte historische Leistung?
- Roswitha Schreiner : Als das Feuer erfunden wurde.
- Ihr Held in der Gegenwart?
- Roswitha Schreiner : Schwer. Jemand, der einen Impfstoff gegen die Vogelgrippe auf den Markt bringt, wäre zum Beispiel für mich ein Held der Gegenwart oder einer, der den HIV-Impfstoff erfindet. Für mich sind Wissenschaftler im medizinischen Bereich die Helden der Gegenwart.
- Was verabscheuen Sie am meisten?
- Roswitha Schreiner : Unehrlichkeit.
- Sie gewinnen eine Mio. Was nun?
- Roswitha Schreiner : Dann würde ich, glaube ich, einen eigenen Film machen.
- Was war das schönste Kompliment, das Ihnen bisher gemacht wurde?
- Roswitha Schreiner : Es gibt so viele schöne Komplimente und es geht mir gegen meine innere Bescheidenheit darauf zu antworten. Ich finde es zum Beispiel unheimlich toll, dass Sie die weite Reise für dieses Interview gemacht haben. Das ist beispielsweise auch ein schönes Kompliment.
- Welchen Hobbys gehen Sie nach, wenn Sie die Zeit finden?
- Roswitha Schreiner : Ich lese sehr gerne. Ich koche sehr gerne nach wie vor, mache Yoga und gehe schwimmen. Ich tu gerne was für den Körper und den Geist.
- Sie haben einen Wunsch frei, der wäre?
- Roswitha Schreiner : Wenn ich mich verdoppeln könnte, dass ich immer gleichzeitig in Indonesien und Europa sein kann.
- Ihre Lieblingssendung im Fernsehen?
- Roswitha Schreiner : Ich kann mich schwer entscheiden. Ich gucke wahnsinnig gerne Dokumentarfilme, aber ich schau auch gerne „Christiansen“ oder den „Tatort“. Jetzt vor allem, weil da sehr junge Regisseure, oft auch Hochschulabgänger, am Ball sind, die sehr innovativ arbeiten. Es gibt verschiedene Sachen, die ich gerne schaue, aber ich gucke generell sehr wenig, weil ich gar nicht die Zeit habe.
- Was ist Ihre erste Erinnerung ans Fernsehen?
- Roswitha Schreiner : Meine erste Erinnerung ans Fernsehen ist, dass meine Eltern mir erklärt haben, du darfst jetzt Fernsehen schauen. Ich glaub damals war ich zehn. Und dann haben sie mir ein Fernsehmagazin hingelegt, da durfte ich mir drei Sendungen in der Woche ankreuzen und die durfte ich gucken. Das ist meine erste Erinnerung ans Fernsehen.
- Wissen Sie noch eine von den drei Sendungen?
- Roswitha Schreiner : Nein, weiß ich nicht mehr. Ich weiß nur, dass ich irgend etwas mit einem Wassergeist gesehen habe als Kind und mich danach noch wochenlang total gegruselt habe, weil ich dachte, der kommt aus jedem Waschbecken und jedem Badewannenrohr, und nicht mehr allein auf s Klo gehen wollte (lacht).
- Wer ist Ihr ultimativer TV-Held?
- Roswitha Schreiner : „Carry Bradshaw“ aus „Sex and the city“
- Mit welchem Regisseur würden Sie gerne einmal drehen?
- Roswitha Schreiner : Es gibt viele Regisseure, mit denen ich gerne drehen würde und es gibt auch viele, mit denen ich gerne nochmal drehen würde, wie Sven Unterwald, der hat „7 Zwerge“ gemacht und die „Anke“-Staffeln.
Was mich immer sehr fasziniert, sind die Filme von Martin Geschonek. Dann gibt es sehr junge Regisseure, mit denen ich gerne arbeite wie Mira Thiel und Kerstin Ahlrichs. Die haben mich gefragt, ob ich jeweils in ihrem Abschluss- bzw. Vorabschlussfilm mitspiele. Das sind jetzt die neuen Abgänger von der DFFB, zu denen ich Kontakt habe.
Es gibt so tollen Nachwuchs auf den Schulen! Da bin ich am neugierigsten. Da ist wirklich was zugange, weil die Generation, die jetzt kommt, ganz andere visuelle Gewohnheiten hat durch MTV, durch Clip-Kultur usw.
Dieser Nachwuchs geht anders an die Rollen und filmische Umsetzung heran, nicht so verbal. Bei uns im deutschen Fernsehen ist fast eher bebildertes Hörspiel vertreten, das heißt, dass wir viel Text filmen. Die neue Generation Regisseure, die jetzt ihre Abschlussfilme macht, geht wieder mehr in die französische Richtung, wo viel Emotion gezeigt und weniger gesprochen wird. Das fasziniert mich sehr.
Ich würde also, wenn Sie mich fragen, ganz pauschal sagen, am allerliebsten mit dem Nachwuchs, der jetzt durchstartet.
- Sie sind Programmdirektor! Was sollte dringend wiederholt und was sollte abgesetzt werden?
- Roswitha Schreiner : Ich finde, „Regina auf den Stufen“ sollte dringend mal wiederholt werden, weil es auch so süß war mit diesem 50er Jahre-Style. Das wundert mich, dass man das bei all dem Wiederholungsfieber in den Sendeanstalten noch nicht getan hat. Abgesetzt kann ich nicht sagen, weil alles hat ja letzten Endes seine Zuschauer und somit seine Existenzberechtigung. Das ist eine Frage der Toleranz, auch wenn es einem manchmal graust.
- Sie sagten, Sie lesen gern. Was war Ihr letztes Buch?
- Roswitha Schreiner : Ich habe jetzt ein französisches Buch gelesen, was aber in Deutschland noch nicht erschienen ist, und zwar eine indische Geschichte von Samina Ali. Das heißt „Jours de pluie à Madrasse“. Da geht es um eine muslimisch-indische Zwangsehe. Ist sehr interessant geschrieben, ist nicht so klischéehaft, aber ich will nicht zuviel verraten, vielleicht kommt es ja auch noch auf den deutschen Markt.
- Wie verständigen Sie sich eigentlich auf Bali?
- Roswitha Schreiner : Englisch und ich kann auch ein bisschen indonesisch.
- Welche Musik hören Sie gerne?
- Roswitha Schreiner : Je nach Lust und Laune. Ich höre z.B. gerne Gamelanmusik wenn ich sehr aufgeregt bin, weil die hinduistischen Klänge mich beruhigen. Ich höre aber auch sehr gerne drum and bass, auch Poprichtung, die neueste „Depeche Mode“ haben wir uns gerade wieder gekauft. Also recht unterschiedlich. Im klassischen Bereich, da bin ich mehr der barocke Typ, also nicht der klassische Klassiker! Wenn, dann mag ich barocke Musik lieber als Klassik.
- Ihr Lieblingsgericht ist?
- Roswitha Schreiner : Alles mit Pasta drumherum, egal wieviel Kalorien!
- Was können Sie selbst besonders gut kochen?
- Roswitha Schreiner : Alles. Egal ob asiatische Küche, italienische Küche, auch ab und an orientalische Küche. Ich bin ein absoluter Kochfanatiker, dazu habe ich zu lange in Frankreich gelebt.
- Ein gelungener Sonntag ist für Sie?
- Roswitha Schreiner : Da gibt es verschiedene Varianten. Ein gelungener Sonntag ist, wenn man die Zeit findet, rauszugehen an die frische Luft und sich bewegt und wandert. Am liebsten in Ruhpolding in Bayern oder im Sommer im Chiemgau in den Seen schwimmen, das ist für mich der absolute Oberhit. Ich bin der absolute Bayern-Liebhaber.
- Welchen Traum wollen Sie sich unbedingt noch erfüllen?
- Roswitha Schreiner : Mein Traum ist eigentlich eine Frage der Zeit. Ich bin so glücklich mit dem, was ich in Berlin habe. Ich bin so glücklich mit dem, was ich in München habe. Ich bin so glücklich mit dem ,was ich in Indonesien habe. Am liebsten hätte ich aber immer alles gleichzeitig und finde es ganz furchtbar, dass ich mich nicht verdoppeln kann.
- Warum München?
- Roswitha Schreiner : In München leben wir. Wir pendeln zwischen Berlin und München. Ich bin ja der absolute Bayern-Liebhaber und Andreas ist ja ein urbayerisches Gestein, den kann man auch nicht komplett nach Berlin verpflanzen, so was geht nicht. Und ich liebe die Berge, ich liebe die Seen. Aber wenn ich mir was wünschen könnte, wäre es immer gleichzeitig an drei Orten zu sein.
- Was ist für Sie eine Versuchung?
- Roswitha Schreiner : Ich weiß nicht. Wenn mich was versucht, lass ich eigentlich nichts unversucht, es in die Tat umzusetzen. Wenn ich auf irgend etwas wirklich Lust habe, dann leiste ich es mir oder tu es.
Wenn ich z. B. Sehnsucht habe und habe nur 24 Stunden frei, dann setze ich mich halt in den Flieger und dann besuch’ ich den Anderen. Zum Beispiel habe ich letztes Jahr fünf Wochen in Ägypten gedreht und hatte fünf Tage drehfrei. Andreas war auf Bali und das ist das, was ich mit Karma meine, das alles auf einen zurückkommt: ich überlegte für diese fünf Tage bis nach Indonesien zu fliegen von Kairo aus, „mach ich es, mach ich es nicht?“
Dann bin ich ins Reisebüro gegangen, weil ich Andreas sehen wollte und er konnte aus Bali nicht weg, weil er wirklich zu sehr im Stress war. Ich habe das Ticket gebucht. Einen Tag später kriege ich von meiner Mutter eine SMS: „Du hast Wiederholungsgeld bekommen.“ Der Betrag war haargenau auf den Cent identisch mit dem Preis des Flugtickets.
- Was war Ihr schönster Lustkauf?
- Roswitha Schreiner : Ich finde, wenn man etwas kauft, sollte man immer Lust daran haben. Man sollte nichts ohne Lust machen. Gerade Essen einkaufen, sollte immer ein Lustkauf sein. Ich kaufe immer mit besonderer Lust mein Essen ein und dann koche ich auch entsprechend.
- Auf welche Leistung sind Sie besonders stolz?
- Roswitha Schreiner : Ich bin besonders stolz, dass ich mich jetzt wirklich schon 22 Jahre lang im Filmgeschäft halte. Bei mir ist es wirklich immer schön kontinuierlich gegangen. Da bin ich schon stolz drauf.
- Haben Sie ein Lebensmotto und wenn ja, welches?
- Roswitha Schreiner : Das Glas ist immer halb voll, nie halb leer.
- Was soll später einmal über Sie gesagt werden?
- Roswitha Schreiner : Ach Gott, das ist mir eigentlich wurscht.